Emissionsbilanz 2022

Der DAV machte den Anfang: Bisher hatten nur Industriebetriebe und öffentliche Einrichtungen einschließlich Gemeinden und Länderverwaltungen Emissionsbilanzen erstellt. Nun auch der erste Sportverband! Wir in der Sektion Essen gehören zu den 140 Sektionen, die eine Emissionsbilanz nach dem GreenhouseGasProtocol (zu deutsch: Treibhausgas-Protokoll) erstellt haben. Ziel ist, die Treibhausgasemissionen, verursacht durch unsere Vereinsaktivitäten, zu reduzieren.

Unsere Sektion ist in 6 Bilanzräume, besser gesagt Organisationseinheiten aufgegliedert, die vom Bilanzierungsdienstleister wiederum in vergleichbare Standorte zusammengefasst wurden:

Bilanzräume Sektion Essen

BilanzraumStandort (Kategorie)Emission in tCO2eBetriebszeitBemerkung
Klettergarten Isenberg und ArbeitsgebietSonstige4,36IV-X
21 km Wege
Arbeitsgebiet= Wegenetz in den Hohen Tauern
kleine Philipp-Reuter-HütteHuette0,25VI-IX
8 Betten
Biwak/unbewirtschaftet
Geschäftsstelle
(inkl. Veranstaltungen)
Geschäftsstelle32,64ganzjähriggemietet
KletterpüttKletter-/Boulderanlage29,13ganzjähriggemietet/
Wirtschaftsbetrieb
Essener und Rostocker HütteHuette92,24II-IV und VI-IX
110 Betten
verpachtet/
Wirtschaftsbetrieb
Clara-HütteHuette30,88VI-IX
35 Betten
verpachtet/
Wirtschaftsbetrieb

Insgesamt wurden somit 189,51 tCO2e emittiert.

Diese teilen sich wie folgt auf die einzelnen Scopes auf:

Zur Erläuterung:

Scope 1: Durch Sektion Essen in ihren Betriebsstätten verursacht

Scope 2: Elektrizität aus dem Öffentlichen Netz

Scope 3: Außerhalb der Sektion verursachte Emissionen z.B. durch Einkauf, Dienstleistungen, Mobilität

Scope 1 enthält hier zum allergrößten Teil die Emissionen durch die Heizungen, wozu der DAV auch den Betrieb von Stromerzeugern mit fossilen Brennstoffen zählt. Von den großen Betriebsstätten ist nur die Clara-Hütte entcarbonisiert, während der Standort Essen mit Geschäftsstelle und Kletterpütt mit Erdgas heizen und die Essener und Rostocker Hütte die durch die winterlich geringe Wasserführung des Maurerbachs fehlende Wasserkraft durch Heizöleinsatz deckt.

Scope 2 betrifft nur den Standort Essen, die Hütten sind alle ohne jeglichen Netzanschluss.

Dass Scope 3 überwiegt, ist nicht nur für Alpenvereinssektionen typisch, sondern für eigentlich alle Vereine.

Wie auch hier zu sehen, sind die hauptsächlichen Emissionsquellen vereinseigene (auch gemietete) Gebäude und die Wirtschaftsbetriebe.

Diese teilen sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten auf:

Absoluter Spitzenreiter sind demnach Lebensmittel und Getränke, die fast ausschließlich in den bewirtschafteten Hütten verkauft werden. Unsere Kletterhalle hat keine Gastronomie.

Der Betrieb der Heizungen und der Stromerzeugung verursachen so hohe Emissionen durch Verbrennung von Heizöl und Erdgas, also fossile Brennstoffe.

Der dritte bedeutende Sektor ist die Mobilität, hier zusammengesetzt aus

  • An- und Abreise (Veranstaltungen),
  • Geschäftsreisen (Hüttenversorgungsfahrten, Freiwillige zu den Arbeitseinsätzen, Seminare und Lehrgänge, sofern nicht vom DAV veranstaltet),
  • Pendeln unserer Mitarbeiter und Hüttenpersonale,
  • Mobilität vor Ort (bei Mehrtagestouren).

Bei vielen Sektionen ist Mobilität der dominierende Emissionstreiber. Bei uns ist einerseits der hohe Warenverkehr der Essener und Rostocker Hütte als einerseits schon außergewöhnlich großem Betrieb und der langen jährlichen Öffnungszeit einer der Hauptverursacher der Emissionen, die eher auf Einkäufe und Energiebereitstellung zurückzuführen sind. Zudem gab es 2022 schon häufig gute Ansätze, die Mobilität emissionsarm zu gestalten.

Für einen Sportverein, der ein so reichhaltiges Programm wie wir bereithält, ist noch eine Emissionsübersicht nach Sportarten interessant:

 

  • Hier ist Sonstiges besser als „kein Sport“ zu benennen: hier sind nämlich Gremiensitzungen, Feste und Gruppenabende zusammengefasst.
  • Die hohen Ausschläge bei Bergsteigen,
  • Skitour
  • und Bergwandern sind der weiten Anreise geschuldet,
  • während Alpinkletterfahrten auch häufig in die Mittelgebirge führten. Die Jugendfahrten in Zusammenhang mit Alpinklettern und Bouldern fanden zwar weit entfernt statt (z.B. Fontainbleau und Arco), dafür aber in Sammeltransporten mit voll besetzten Kleinbussen.
  • Warum Klettersteig so günstig wegkommt? Eher wäre diese Sportart doch ähnlich dem Bergsteigen. Wir hatten eben keine großen Klettersteigtouren angeboten, sondern nur Kurse im Landschaftspark Duisburg.
  • Am niedrigsten ist Sportklettern angesiedelt. Die Veranstaltungen fanden ja in der Halle vor Ort statt.

Situation seit Einführung der Emissionsbilanzierung

  • Wie schon an anderer Stelle erwähnt, ist der Umbau der Clara-Hütte auf klimaneutrale Energieversorgung bereits abgeschlossen, übrigens lange bevor der DAV dieses forderte.
  • Unsere Kletterhalle wurde bereits in 2021 auf LED-Beleuchtung umgerüstet, auch diese emissionsmindernde Maßnahme hat zukünftig keinen weiteren reduzierenden Einfluß auf unsere Bilanzentwicklung.
  • Besonders bei Veranstaltungen unserer Jugend wird auch im Berichtsjahr 2022 konsequent auf vegetarische / vegane Verpflegung geachtet, ferner fanden bereits überraschend viele Anreisen klimafreundlich statt.
  • Zumindest unter den Ehrenamtlern ist Klimaschutz inzwischen ins alltägliche Bewusstsein gelangt.

Emissionsreduzierende Maßnahmen

Die Emissionsbilanzierung ist kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel zur zielgerichteten Planung von Klimaschutzprojekten.

Als Emissionstreiber unter den Organisationseinheiten stellt sich die Essener und Rostocker Hütte heraus, es hat auch bereits in 2020 einen Entwurf zur energetischen Sanierung gegeben, der aber in der Form von Bundesverband und örtlichen Behörden nicht genehmigt wurde.

Folgerichtig werden wir im Vorstand folgende Projekte verfolgen:

  • Energiekonzept für die Essener und Rostocker Hütte im Laufe 2024 ausarbeiten und vorstellen.
  • Teilnahme der beiden bewirtschafteten Hütten am Umweltgütesiegel der Alpenvereinshütten. In 2024 Bestandsaufnahme und daraus Planung der Projekte zur Erfüllung der Muss-Kriterien.
  • Kommunikation: Wir planen den Beitritt zum Essener Klimapakt, werden auf einem Stand beim Gutes-Klima-Festival 2024 vertreten sein und zwei unserer Mitglieder sind Klimatrainer der Stadt Essen und wollen in ihrer Funktion das Thema „nachhaltiger Bergurlaub“ vermitteln.

Das Umweltgütesiegel der Alpenvereinshütten ist in 2023 dahingehend reformiert worden, dass auch die Klimaschutzziele berücksichtigt sind. Im Übrigen werden hier fast alle Belange des Umweltschutzes behandelt. So geht der Fokus auf die Klimaschutzmaßnahmen keineswegs verloren, wenn wir uns bei den Hütten ab sofort auf das Umweltgütesiegel konzentrieren. Übrigens wird in diesem Zusammenhang die Abkehr von fossilen Brennstoffen verlangt.


Nach der Bilanzierung ist vor der Bilanzierung

Wir werden zur Erfolgskontrolle (Monitoring) und Erhaltung der Routine im Jahresrythmus bilanzieren. So sind aktuell die Erfassungsunterlagen 2023 für die Veranstaltungen und die Beschaffungen zur Auswertung eingereicht.

Bei der Datenerfassung sind schon folgende erste Trends aufgefallen:

  • Das Aufkommen an Baumaterialien und bei der Anschaffung neuer Elektrogeräte und Reparaturen ist noch unvermindert hoch, da Bestände gerade auf der Essener und Rostocker Hütte über 25 Jahre alt sind und zwischenzeitlich ihre Lebensdauergrenze erreicht haben.
  • Vermehrte Nutzung von Bahn und ÖPNV für Gruppenausfahrten, öfter auch bereits so ausgeschrieben.
  • Eine Flugreise einer Mehrtagestour und eine weitere eines Freiwilligen.
  • Unser neues Sommerfest mit über 200 Teilnehmern wird zwangsläufig die Emissionsbilanz trüben.
  • Unsere Publikation GRATWANDERER ist in 2023 nur noch 1x mit Auflage 3900 Stück erschienen, mit entsprechender Reduktion an Papier und Versand.
  • Ab Q4 2023 beziehen wir Ökostrom für den Kletterpütt. Auf die Versorgung unserer Geschäftstelle haben wir leider keinen Einfluss. Trotzdem werden wir ab 2024 etwa 7600 kWh klimaneutral beziehen.

Die Auswertung wird es an den Tag bringen, wie sich diese Trends tatsächlich auswirken. Auf den Hütten hatten wir Baumaßnahmen, wie den Umbau der Sanitärbereiche. Damit zusammenhängende Materialverbräuche und andere Ressourcen sollen eigentlich auf 10 Jahre abgeschieben werden, was der Bundesverband aber erst ab 2024 vorsieht.

Etwas anderes wird hier auch deutlich: Ausweitung des Vereinsangebotes erhöht notgedrungen die Emissionen und läuft den Reduktionszielen zuwider. Trotzdem sollten wir deswegen keineswegs auf Ausweitung unseres Programms verzichten, sollten aber von vorne herein auch Klimafaktoren mit einplanen.

Detailliertere Statistiken hier zum Download: Basisjahr 2022

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