Outdoorkleidung zerstört die Natur, in der wir unterwegs sein wollen

Auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen

 

Zu Herstellung und Trageverhalten von Alltagsmode ziehen Studien eine nüchterne Bilanz.

Wir haben so viel Kleidung, dass wir ein Fünftel davon kaum tragen. Die Hälfte unserer Hosen und Oberteile lebt nicht länger als drei Jahre.

Und das obwohl wir wissen, dass unsere Kleidung weder fair noch nachhaltig produziert wird. In einem Kilo Kleidung steckt ein Kilogramm Chemikalien, darunter viele giftige. Etwa 20 Prozent des industriellen Abwassers weltweit entstehen bei der Textilveredelung. Und das gilt nicht nur für Kleidung aus Kunstfasern. Auch Baumwollkleidung, die oft einen besseren Ruf hat, wird nicht viel besser hergestellt. Auf Baumwollfelder werden Insektizide versprüht, je nach Produktionsland wird das Abwasser danach nicht ausreichend gereinigt.

Statistisch gesehen kommt der Großteil der Kleidung in Deutschland aus China, Bangladesh oder der Türkei. Natürlich sind die Arbeitsbedingungen dort nicht immer schlecht. Aber wir machen uns etwas vor, wenn wir nicht davon ausgehen, dass auch unsere Kleidung unter den unwürdigsten Bedingungen hergestellt wurde.

 

Wie sieht das Ganze eigentlich bei Outdoor-Kleidung aus?

Es überrascht kaum, dass die wasserabweisenden Kunstfaserprodukte, die uns in den Bergen vor Regen und Wind schützen, mit Blick auf die Herstellung nicht besser abschneiden. Damit diese Produkte so wasserabweisend sind, werden häufig per- und polyfluorierte Chemikalien (kurz PFC) eingesetzt. In der Umwelt können diese Stoffe nur sehr langsam abgebaut werden. Mittlerweile weiß man, dass sie sich auch in lebenden Organismen anlagern; sogar in Lebern von Eisbären hat man sie schon gefunden. Sie beeinträchtigen das Hormonsystem und gelten als krebserregend. Greenpeace hat PFC schon in Bergseen und Schnee auf drei verschiedenen Kontinenten gefunden.

Auch in puncto Arbeitsbedingungen schneiden Outdoor-Hersteller schlecht ab. Die „Kampagne für Saubere Kleidung“ untersucht große Outdoor-Konzerne regelmäßig auf Aspekte wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Löhne und Arbeitszeiten. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Von den hohen Preisen, die wir für Hightech-Mode ausgeben, kommt bei den Arbeiter*innen in den Fabriken genauso wenig an wie bei Alltagskleidung.

 

Es tut sich etwas

Seitdem Organisationen wie Greenpeace und der Kampagne für Saubere Kleidung die Outdoorbranche auffordern, bei sozialen und ökologischen Standards nachzubessern, tut sich tatsächlich etwas. Es gibt sie: die kleinen Hersteller, die in der PFC-freien Produktion ihre Nische gefunden haben. Und auch große Hersteller verzichten mehr und mehr auf die Chemikalien oder treten der Fair Wear Foundation bei, die ernsthafte Kontrollen durchführt, um Arbeitsbedingungen in Herstellungsländern zu verbessern.

 

Was kann ich tun?

Im Dschungel der Outdoor-Hersteller muss man die Firmen, die Wert auf solche Aspekte legen, allerdings erstmal finden. Hilfreich sind dabei Websites wie rankabrand.de oder utopia.de, die Bewertungen und Empfehlungen für Labels zusammenfassen. Vor dem Neukauf eines Artikels kann man sich dort gut über die Herstellung informieren.

Doch auch an unserem Trageverhalten können wir etwas ändern. Brauchen wir wirklich eine neue Regenjacke oder gefällt uns die alte nur nicht mehr ganz so gut? Es lohnt sich, zunächst über eine Reparatur nachzudenken oder Kleidungsstücke neu zu imprägnieren, bevor man sie wegwirft. Und wenn man sie dann wirklich nicht mehr sehen kann: warum nicht zum nächsten Secondhand-Laden bringen? Oder mal zu einer Kleidertausch-Veranstaltungen gehen, von denen es auch bei uns im Ruhrgebiet immer mehr gibt.

 

Kleidertausch der JDAV Essen

Da es bei diesen Tausch-Veranstaltungen meist nicht um Outdoor-Kleidung geht, hat sich der Jugendausschuss der JDAV Essen eine eigene Tausch-Veranstaltung überlegt.

Beim diesjährigen Sommerfest der Sektion kannst du jemanden mit deiner Outdoor-Kleidung glücklich machen! Die Regeln sind einfach: Bringe maximal 6 Teile mit und verschenke, tausche oder verkaufe sie gegen einen kleinen Betrag.

Auch Ausrüstungsgegenstände wie alte Kletterschuhe oder der Tourenrucksack, den du eigentlich loswerden willst, sind tauschbar!

Bitte bringe nur Sachen mit, die auch wirklich noch tragbar/ tauschbar sind! Du nimmst mit nach Hause, was du ertauscht hast oder nicht tauschen konntest.

Außerdem wird es einen Reparatur-Stand geben! Wenn du also eine Regenjacke mit Riss, eine Isomatte mit Loch, Wanderschuhe mit sich lösenden Sohlen oder etwas ähnliches hast, komm vorbei! Wir sorgen für Flick-Material und stehen dir bei der Reparatur mit Rat und Tat zur Seite!

 

 

 

Quellen:

 

Brodde, K., Wahnbaeck, C. & Growth, H. (2016), Wegwerfware Kleidung.

 

Kant, R. (2011). Textile dyeing industry an environmental hazard.

 

Der Einsatz von Pestiziden – Das Gift auf den Baumwollfeldern, unter: http://www.oeko-fair.de/clever-konsumieren/kleiden-schmuecken/baumwolle/anbau5/konventioneller-baumwollanbau/der-einsatz-von-pestiziden (abgerufen am 17.02.2020)

 

Wichtigste Herkunftsländer für Textil- und Bekleidungsimporte nach Deutschland 2018; Statistisches Bundesamt, März 2019

 

Susanne Amann: Outdoor-Hersteller fallen bei sozialer Verantwortung durch, unter: https://www.spiegel.de/consent-a-?targetUrl=https%3A%2F%2Fwww.spiegel.de%2Fwirtschaft%2Fservice%2Fstudie-outdoor-hersteller-fallen-bei-sozialer-verantwortung-durch-a-705681.html&ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F (abgerufen am 17.02.2020)

 

Cobbing, M., Campione, C. & Kopp, M. (2017), Outdoor-Branche: Zukunft ohne gefährliche PFC.